|
Sylvester 1919
Auf
den Kehricht, Jahr des Jammers!
Jahr der Fäulnis, auf den Mist! -
das des fluchgeschwungnen Hammers
stumpfer Block gewesen ist.
In das Dungloch der Historie,
wo den Glanz der Talmiglorie
ewigen Abscheus Rost zerfrißt!
Aus den Grüften tiefster Nöte
leuchtend stieg empor das Jahr,
das dem Volk die Morgenröte
nach des Schiffbruchs Ängsten war.
Menschen, jubelnd mit Gesängen
fluteten in frohem Drängen
zu der Freiheit Hochaltar.
Ach, der Freiheit rotes Laken
war gestohlenes Ornat.
Hinter holden Worten staken
Meuchelmord und Volksverrat.
Fromme Sehnsucht brach in Stücke.
Aus den Trümmern hob in Tücke
neu sich der geborstne Staat.
Neunzehnhundertneunzehn, scheide!
Wenig Liebe folgt dir nur.
Ungezählte falsche Eide
zeichnen deine Daseinsspur.
Doch aus Grabgebeinen knöchern
und aus dumpfen Kerkerlöchern
dröhnt dir nach ein wahrer Schwur:
Auf den Kehricht, Jahr der Schande!
Und das neue trete vor!
Aber keine Festgirlande
schmücke ihm das Einfahrtstor.
Eh wir wieder Fahnen schwenken,
laßt uns erst an Rache denken.
Dann das rote Tuch empor!
|